Angelfischen ist eine sehr alte Kulturtechnik. Schon die frühen Menschen haben gefischt. Sie fingen Fische mit der Hand, dem Speer und später mit Rute und Haken. Der älteste, bisher gefundene Angelhaken ist ungefähr 20.000 Jahre alt. Wo heute Schleswig-Holstein ist, lebten nach der letzten Kaltzeit Menschen, deren beliebter Speisefisch der Hecht war, gefangen mit Haken aus Knochen.

Schleswig-Holstein wäre nicht Schleswig-Holstein ohne seine Fischerei. Wenngleich in Schleswig-Holstein zunehmend weniger Menschen als Fischerinnen und Fischer arbeiten, vor allem der Fischfang in den Meeren mit dem Rückgang der Fischbestände, EU-Fangquoten und ausländischer Konkurrenz einen Niedergang erlebt, ist die Kultur unseres Landes von der Fischerei tief geprägt. Der Hanseforscher Fritz Rörig wird mit den Worten zitiert, dass Lübecks Wohlstand auf Heringstonnen gebaut sei.

120.000 Unter dem Dach des Landesangelverbandes sind mehr als 42.000 Anglerinnen und Angler organisiert. Frauen, Männer, Kinder und Jugendliche, junge und alte, aus allen Berufsgruppen, auch Menschen mit Behinderungen. Noch viel mehr Angelfischerinnen und Angelfischer gehen an den vielfältigen schleswig-holsteinischen Gewässern ihrer Leidenschaft nach. 120.000 im Jahr 2018.

Anglerinnen und Angler mit Beeinträchtigungen haben vielfach nach zugänglichen Uferangelplätzen bei Vereinen und dem Verband gefragt. „Der Angelprofessor“ Robert Arlinghaus untersuchte1 die Bedeutung des Angelns speziell für Menschen mit Behinderung und fand heraus, dass die bessere Zugänglichkeit bzw. Begehbarkeit an Angelgewässern zu den beiden wichtigsten qualitätssteigernden Maßnahmen gehört, sowohl für Anglerinnen und Angler mit Behinderung als auch für solche ohne.

Tatkräftig – organisiert Der Landesangelverband wie der Kreisanglerverband Nordfriesland und einzelne Anglervereine gingen die Verbesserung tatkräftig an und bauten mit finanzieller Unterstützung des Landes die ersten sogenannten Handicap-Angelplätze. „Am Nord-Ostsee-Kanal gibt es seit einiger Zeit drei barrierefrei gestaltete Angelplätze. Dieses Angebot soll bedarfsgerecht erweitert werden. Dazu hat der Landessportfischerverband (LSFV) zusammen mit dem Fachreferat Fischerei im MELUR sowie dem LLUR ein Konzept2 für weitere barrierefreie Angelplätze in ganz Schleswig-Holstein erstellt. Je nach festgestelltem Bedarf und Verfügbarkeit von Mitteln soll das Konzept dann Schritt für Schritt umgesetzt werden. So entstehen neue, barrierefreie Angelplätze an interessanten Angelgewässern Schleswig-Holsteins.“3

Mitwirkung für den Erfolg Die angelverrückten Dänen waren die ersten in Europa, die ein breites Angebot barrierefreier Angelplätze schafften. Die beiden Schwächen zitierten Nutzerinnen und Nutzer so: „Irgendwo im Nirgendwo und alle unterschiedlicher Bauart.“ Das Modell Schleswig-Holstein sollte ohne diese Schwächen auskommen, weil Anglerinnen und Angler mit Behinderung entscheidend an der Entwicklung mitwirkten.

1. https://www.researchgate.net/publication/264551058_Die_Bedeutung_des_Angelns_fur_Menschen_mit_Behinderung

2. https://lsfv-sh.de/wp-content/uploads/2019/03/Konzeptstudie.pdf

3. Landesaktionsplan Schleswig-Holstein zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), Drucksache 18/5091vom 24. Januar 2017